Zhang Xing bei der Arbeit
WENN sich Zhang Xing, 37, heute daran erinnert, wie er zum ersten Mal seine eigenhändig gemachten Werke aus Keramik betrachtete, strahlt sein Gesicht. ,,Aus ein bißchen Lehm formte ich als Kind kleine Figuren von Menschen. Wenn ich einen Tropfen Farbe darauf träufelte und diese Figuren in den Brennofen legte, dann schillerten sie nach dem Brennen in vielen Farben, als ob sie Leben bekommen hätten.“ Die Keramik als ,,Kunst von Erde und Feuer“ war für ihn stets geheimnisvoll und unendlich faszinierend.
Vor etwas mehr als zehn Jahren war Zhang Xing noch Student in der Abteilung für Keramik der Zentralen Hochschule für künstlerische Gestaltung, der heutigen Fakultät für bildende Kunst der Qinghua-Universiät. Dort machte er einen Studiengang für Aspiranten und promovierte. Seither wurden seine Werke vielerorts in China (einschließlich Taiwan, Hongkong und Macao) sowie in Japan, den USA, Norwegen und der Türkei ausgestellt. 1999 erhielt er auf der 9. Landesausstellung für bildende Kunst einen Preis ,,für hervorragende Darstellung der Daseins-form des Menschen“.
Zhang Xings Heimatstadt ist Luoyang in der Provinz Henan, die Hauptstadt von neun Dynastien gewesen war. Die hochentwickelte Kultur in der Han- und der Tang-Dynastie (206 v. Chr. - 220 und 618 - 907) hinterließ in Luoyang ein reiches Kulturgut. Oft hat Zhang beobachtet, wie Bauarbeiter antike Münzen und allerlei Gebrauchsgegenstände aus alter Zeit ausgegraben haben. Keramische Figuren von Pferden, Kamelen und anderen Tieren in Gelb, Weiß und Grün, Exemplare der berühmten dreifarbig glasierten Keramiken aus der Tang-Dynastie, weckten sein besonderes Interesse, und er versuchte, Figuren nach diesen alten Formen zu kneten. Dieses kulturelle Umfeld wirkte auf ihn so, daß er bei der Bewerbung um einen Studienplatz die Abteilung für Keramik der Zentralen Hochschule für künstlerische Gestaltung wählte.
Nach seinem Studium wurde ihm eine Arbeitsstelle zugeteilt, er ging zurück in seine Heimat und lehrte an der Universität von Luoyang. Da wurde seine Weiterentwikklung auf dem Gebiet der Kunst der Keramik durch zwei Ereignisse beeinflußt: Einmal wurde ihm die Verantwortung für die Ausstellung von Kulturschätzen übertragen, wodurch er die einmalige Gelegenheit bekam, mit Original-Keramiken aus verschiedenen Dynastien in Berührung zu kommen; zum anderen wurde er vom Museum in Luoyang in Museen anderer Provinzen geschickt, um dort Erfahrungen für eine Neugestaltung des Luoyanger Museums zu sammeln. So hat er nahezu alle bekannten Museen des Landes besucht.
Sein künstlerisches Schaffen gliedert Zhang in drei Phasen.
In der frühen Phase schuf er eine Serie von Ziegelsteinen. Er experimentierte dabei vor allem mit den Farben. Zuweilen gelangen ihm Ziegelsteine, die den Eindruck von Ölgemälden vermittelten.
In der mittleren Phase brachte er eine Serie von Tellern heraus. Die Risse, die sich beim Trocknen des Tons bilden, entwickelte er zu einer besonderen künstlerischen Ausdrucksform.
,,Ich mag quadratische Ziegelsteine und runde Teller,“ sagt Zhang, ,,in ihrer Schlichtheit und Schwere wohnt eine Art Stille.“
Dieser Figur gab Zhang den Namen ,,Müdigkeit“
In diesen zwei Phasen versuchte er, die Ziegelsteine und Teller so zu gestalten, als ob sie aus einer längst vergangenen Zeit stammten und den Geist einer alten Dynastie atmeten.
Seine neuesten Werke sind Menschengestalten: Denken, Versinken, Müdigkeit, Fröhlichkeit, in diesen Kunstwerken werden die Sehnsucht und Erwartung, der Widerstand und die Lebenslust im Menschen zum Ausdruck gebracht.
Für seine Figuren verwendet Zhang längliche Stücke aus Ton, die Bearbeitung ist einfach, es gibt keine Glasur. Er läßt das Material sich durch das Brennen selbst verändern. Die Oberfläche ist nicht glatt, manche Stellen sind sogar nur bruchstückhaft ausgeführt. Im Vergleich zu den meisten der heute angebotenen Plastiken treten hier die Merkmale der handgemachten Keramik in den Vordergrund. Nicht auf die genaue Struktur kommt es ihm an, vielmehr legt er Wert darauf, daß geistige Substanz, Spannung und ein Sinn zum Ausdruck kommen. Er verarbeitet seine Gefühle und schafft auf diese Weise Werke, auf die die Bezeichnung ,,expressionistische Plastiken aus Keramik“ zutrifft.
Manche Betrachter fragen sich, warum ein Künstler Menschengestalten so bruchstückhaft gestaltet. Zhang Xing antwortet mit einer Gegenfrage: ,,Sind die Menschen nicht seelisch und körperlich durch ihre eigene Zivilisation geschädigt? Ich versuche nur zu reflektieren. Meine Werke sind Reflexionen über das Leben der Menschen und über die Gesellschaft.“
Jetzt hat Zhang Xing vor, sich noch anderen Gebieten der Kunst wie der Malerei, Musik und klassischen Dichtung intensiver zuzuwenden. Er will daraus Nahrung für sein künstlerisches Schaffen schöpfen. ,,Ich bin noch jung und habe Zeit und Kraft.“