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Directory Of Year 2000, Issue 12
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Außer Quark alles okay

Year:2000 Issue:12

Column: Gesellschaft

Author: Von Atze Schmidt

Release Date:2000-12-01

Page: 21

Full Text:  

,,DEUTSCHLAND ist sehr schn und die Leute sind sehr nett. Weil ich hier fremd bin, muß ich immer viel fragen, aber die Leute haben eine engelhafte Geduld, mir zu helfen. Ich mag Deutschland!“

Ein Brief nach Beijing, geschrieben von der chinesischen Studentin Zhu Jianhua, die an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt Gesang studiert.

,,Im Internet habe ich gelesen, daß Beijing auf der Liste der Städte mit der schlimmsten Luftverschmutzung steht. In diesem Sinne sollte China wirklich von Deutschland lernen, eine saubere und schöne Umwelt zu schaffen. Oder braucht China eine grüne Partei?“ Zeng Hua studiert an der Fachhochschule Furtwangen Internationale Betriebswirtschaft. Über die Menschen in Deutschland schreibt sie: ,,Die meisten kommen mir freundlich vor, aber sie haben eine ganz andere Mentalität, die ich nicht verstehen kann.“

Deutschland und die Deutschen aus der Sicht junger Chinesen. Am Geothe-lnstitut in Beijing hatten sie in Intensivkursen das sprachliche Rüstzeug für ein Studium in Deutschland erworben, und dann begann für sie das Abenteuer in dem fremden Land, für die meisten von ihnen die erste Bekanntschaft mit dem Ausland überhaupt.

,,Ich habe kein Kompliment für das deutsche Essen“, schreibt Li Fan, der in Aachen Architektur studiert. ,,Wie kann man Quark, so eine bittere und saure Sache, essen? Für mich unverständlich!“ Ansonsten fühlt er sich in Deutschland aber wohl; ,,Zusammenfassend läßt sich sagen, mein Eindruck von Deutschland ist bis jetzt sehr gut. Die Umwelt ist schön, die Luft ist sauber, und es war für mich eine große Überraschung, daß das Leitungswasser trinkbar ist. Aachen ist eine schöne Stadt. Die Häuser finde ich phantastisch, ein ganz anderer Stil als in China.“

,,Jeden Tag kann ich frische Luft schnappen, Vögel singen hören und viel Grün sehen, mit Beijing nicht zu vergleichen“, steht in einem Brief von Gao Haiyun aus Witten, Studentin der Betriebswirtschaft. ,,Ich wohne bei einer deutschen Familie. Frau Niggeschmidt ist eine tolle Köchin. Sie betrachten mich als ihre eigene Tochter. Ich fühle mich hier sehr wohl. Aber auch am Wochenende muß ich lernen. So ist das Leben!“

Song Ying studiert Wirtschaft in Trier. ,,Meine Vermieterin ist sehr sehr nett“, schreibt sie. ,,Wenn sie Zeit hat, reden wir zusammen über alles. Mit ihren Töchtern Anna und Lea spiele ich oft am Abend. Sie helfen mir, mein Deutsch zu verbessern. Wir haben viel Spaß. Am Wochenende zeigt mir Anna, wie ich deutsche Speisen kochen kann. Als ich mit meinem großen Koffer von München nach Trier gefahren bin, haben mich viele junge Leute gefragt, ob sie mir helfen können. Wenn ich in Trier mit dem Bus fahre, sagen mir die Leute, wann ich aussteigen muß. Ich finde, viele Deutsche sind sehr nett zu Ausländem.“

Zum zweiten Mal ist Liu Wei in Deutschland. ,,Ich habe wirklich das Gefühl, als wäre ich die ganze Zeit hier gewesen und die Zeit in Beijing wäre nur ein Traum“, schreibt er aus Heidelberg, wo er eine Hotelfachschule besucht. ,,Ich weiß nicht, ob dieses Gefühl positiv oder negativ ist. Könnte jemand von euch mir das sagen?“

Ein altes Wort in China lautet: ,,Eine große Freude ist es, wenn aus der Ferne Gäste kommen.“ Nun machen diese jungen Chinesen die Erfahrung, daß die vielbeschriebene Ausländerfeindlichkeit in Deutschland, vor der sie alle etwas Angst hatten, doch nur von einer kleinen Minderheit der Deutschen ausgeht. Ihre Briefe nach Hause könnten dazu beitragen, das Deutschlandbild in China wieder ein wenig gerade zu rücken.

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